Die Rechnung nicht ohne den Wirt machen!
Sonntag, 7. April, 14:00 Uhr am Bahnhof in Schleife. Der erste Frühlingstag dieses Jahres hatte zirka 350 Menschen – alte und junge, mit und ohne Fahrrad oder Rollstuhl aus dem Haus gelockt und sie dem Aufruf des Aktionsbündnisses „Strukturwandel jetzt – kein Nochten II“ folgen lassen.
Gestärkt mit verteilten Äpfeln formierten sie sich mit Plakaten, Fahnen und Schildern, um mit einem Nach-Ostermarsch ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen. Unter den Demonstranten viele Mitglieder der LINKEN: MdB Dr. Ilja Seifert, MdL Heiko Kosel, Kreisrätin Heidi Knoop, Gemeinderätinnen Christina Honko und Carola Steffek, um nur einige zu nennen. Aber vor allem waren Bürgerinnen und Bürger der von Abbaggerung bedrohten Dörfer Rohne, Mulkwitz, Trebendorf und Schleife gekommen, um die Aussage – die Leute wollen ja freiwillig umsiedeln – Lügen zu strafen.
Der Demo-Zug bewegte sich nach Rohne und füllte das aufgebaute Zelt in kurzer Zeit. Kaffee und Kuchen sorgten für das leibliche Wohl und Reden für das geistige. Frau Penk, eine Sorbin aus Rohne, die schon seit Jahren für den Erhalt ihrer Kultur und Heimat kämpft, erklärte, durch welche Fluren wir gelaufen waren. Außerdem las sie aus einem Brief vor, den ihr die Bearbeiterin der Befragung zur Umsiedlung geschrieben hat. Darin verwahrte sie sich vor dem Missbrauch der Befragungsergebnisse durch die Verwaltung, die angeblich bewiesen hatten, dass die Menschen mit der Umsiedlung einverstanden wären. Daran sieht man, wie ein Ergebnis und damit die Menschen manipuliert werden können. Ein Mitglied des Gemeindekirchenrates und ein Pfarrer aus Brandenburg zeigten Verständnis für die Zerrissenheit der Menschen zwischen Umsiedeln und Bleiben. Heiko Kosel forderte die Einhaltung des Schutzes des sorbischen Siedlungsgebietes, wie es in der Sächsischen Verfassung steht und stellte dar, wie die Verantwortung für die Entscheidung zur Abbaggerung zwischen Landtag, Regionalem Planungsverband und Gemeinden hin und her geschoben wird. (Wir kennen das ja vom Thema Schulschließungen) Ilja Seifert trat dafür ein, dass jeder Mensch leben soll, wie und wo er oder sie es möchte und nicht von der Profitlogik bestimmt werden darf. Dieser Frühlingsnachmittag war ein kraftvolles Zeichen an Ministerpräsident Tillich und sein CDU-Gefolge, die Interessen eines Konzerns wie Vattenfall nicht über die Interessen der Menschen vor Ort zu stellen.
Sabine Kunze
Kreisrätin